Siegen. Im Kindertreff am Lindenberg hören Hunde Geschichten – Das Projekt „Vorlesehunde“ machtes möglich. Dabei geht es weniger darum, dass die Vierbeiner unterhalten werden, sondern viel mehr darum, den Kindern im Treff an der Westerwaldstraße die Angst vor dem Vorlesen und dem Sprechen zu nehmen.
Denn so ein Hund ist ein wesentlich unvoreingenommenerer Zuhörer als ein Mensch. Wenn Curly, Arthur, Justin und ihre Artgenossen jeden Montagnachmittag den Kindertreff stürmen, wird es erst mal wuselig: Hier wird zur Begrüßung gestreichelt und da wird zum Dank zurückgewedelt. Nach einem kurzen Rätsel zum Aufwärmen suchen sich die Kinder Aysim, Niko und Andreas etwas zu Lesen aus und verziehen sich mit ihren pelzigen Freunden in eine Ecke. Seit einem Jahr kommen die Besuchshunde des Arbeiter-Samariter-Bundes regelmäßig. „Es wirkt so beruhigend auf die Kinder“, sagt Monica Massenhove, Leiterin des städtischen Kindertreffs. Ihre Kollegin Sonja Bottenberg hat das Projekt vor einem Jahr vorgeschlagen und betreut die kleine Gruppe.
Die entspannte Atmosphäre ist genau das Ziel des neuen Projektes. Denn vor dem freundlichen
Hundegesicht verlieren viele Kinder die Scheu zu sprechen. Sie können ungezwungen mit dem
flauschigen Vierbeiner plaudern und müssen keine Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Denn
egal, was sie dem Hund erzählen oder wie viele Fehler sie beim Vorlesen machen, er guckt nie
genervt oder böse – er wedelt höchstens mit dem Schwanz, weil er sich über die Aufmerksamkeit
freut. „Uns Erwachsenen sehen die Kinder an, wenn wir ungeduldig werden“, so Massenhove. Die
Kinder unterhalten sich auch miteinander über ihre wöchentlichen Besucher, so lernen sie nebenbei neue Wörter.
Natürlich haben sie vorab trainiert, um richtig mit ihren neuen Freunden umgehen zu können, darauf hat Renate Zimmermann, die Leiterin der Besuchshundegruppe geachtet. Die goldenen Regeln im
Umgang mit dem Hund lauten: Nicht rennen oder sich gegenseitig schubsen, dass könnte der Vierbeiner als Gefahr auffassen. Am liebsten mögen es die Besuchshunde, wenn alle leise reden und keine
plötzlichen Bewegungen machen – dann können sie sich entspannt zurücklehnen und von den Kindern den Bauch kraulen lassen. Doch bei allem Spielen und Streicheln im Kindertreff haben die Kinder
auch gelernt, dass sie fremde Hunde erst streicheln dürfen, wenn, der Besitzer es erlaubt. Denn nicht alle Vierbeiner mögen es, wenn Fremde sie plötzlich anfassen.
Irmine Skelnik
WR 13.12.2011